Unser Gesprächspartner Günther Lehner ist Geschäftsführer bei der Alpla Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG. Seiner Ansicht nach ist Kunststoff ein hervorragendes Material und anderen Werkstoffen in vielen Dingen überlegen.
Ein Interview des Newsroom.Kunststoffverpackungen aus der Reihe “Im Dialog” über die Herausforderungen, die dem Werkstoff Kunststoff gegenüberstehen, aber auch über dessen Potenziale, wie im Beispiel der PET-Flaschen. Unser Gesprächspartner Günther Lehner ist Geschäftsführer bei der Alpla Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG.
Die Herausforderungen für die kunststoffverarbeitende Industrie sind weltweit gleich oder zumindest ähnlich. Kunststoff ist durch die Umweltverschmutzung stark in Verruf geraten. Die größte Aufgabe aus meiner Sicht ist es, zu einem faktenbasierten Diskurs zurückzukehren und Kunststoff in der öffentlichen Wahrnehmung als Wertstoff zu etablieren. Kunststoff ist ein hervorragendes Material und ist anderen Werkstoffen in vielen Dingen überlegen. Wir müssen die Vorteile sichtbar machen und uns aktiv für die Kreislaufwirtschaft einsetzen. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft liefert zugleich Antworten auf viele Fragestellungen.
STECKBRIEF: ALPLA Group
Im Jahr 1955 gründeten Alwin und Helmuth Lehner das Unternehmen „Alpenplastik Lehner Alwin OHG“. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 20.900 Mitarbeiter in 46 Ländern. Neben dem Hauptstandort in Vorarlberg betreibt das Unternehmen noch 180 weitere Produktionsstätten.
Um die Transportkosten für seine Produkte möglichst gering zu halten, baut Alpla weltweit Fabriken in den Räumlichkeiten seiner Kunden oder in nächster Nähe. So wurden rund 72 Werke direkt bei der Abfüllanlage des Kunden gebaut.
Mit dem Kauf dieses Standortes haben wir unsere Marktposition in dieser Region gestärkt, es ist der zweite ALPLA Produktionsbetrieb im Westen des Landes. Es ist Teil unserer Philosophie, möglichst nah an unseren Kunden zu produzieren.
Selbstverständlich. Sie sind leicht, sie brechen nicht, sie lassen sich gut recyceln. Aus gebrauchten Flaschen werden neue Flaschen, das funktioniert bei PET noch dazu einfacher und effizienter als bei Glas. Wir haben 2018 ein unabhängiges Beratungsunternehmen mit der Ökobilanz von Verpackungen für den österreichischen Markt beauftragt. Den Ergebnissen zufolge sind bei den meisten Umweltauswirkungen PET-Einwegflaschen den Glas-Mehrwegflaschen überlegen. Am besten schneiden Mehrwegflaschen aus recyceltem Kunststoff ab. Und abgesehen von den Zahlen – leichte, unzerbrechliche Flaschen entsprechen eben dem Lebensstil vieler Menschen besser als schwere und unhandliche Glasflaschen. Voraussetzung ist immer, dass gebrauchte Verpackungen richtig entsorgt und recycelt werden.
Die Politik sollte mit ihren Maßnahmen Kreislaufwirtschaft in allen Branchen fördern. Bei manchen Vorschlägen sehe ich die Gefahr, dass man das Motto „bloß schnell raus aus Kunststoff“ verfolgt und dabei die weitreichenden Konsequenzen nicht berücksichtigt. Wir wissen zum Beispiel, dass ein Verbot von Kunststoff in Europa den Energieverbrauch und den Ausstoß von Treibhausgasen um je rund 60 Prozent erhöhen würde, weil alternative Materialien viel schädlicher für das Klima sind. Das wäre angesichts des Klimawandels und seinen spürbaren Auswirkungen wohl der falsche Weg.
Wir wollen Player entlang der gesamten Wertschöpfungskette vernetzen und uns gemeinsam für zukunftsfähige Verpackungen und die Kreislaufwirtschaft einsetzen. In Österreich gibt es zahlreiche Hidden Champions, die mit vereinten Kräften viel bewegen können. Auch ein aktiver Dialog mit verschiedensten Stakeholdern – von der Politik über die Wissenschaft bis hin zu den Konsumenten – steht auf unserer Agenda.
Eine Abgabe nur auf Kunststoffverpackungen lehnen wir ab. Wir fordern eine CO2-Abgabe unabhängig vom Material oder der Branche. So entsteht ein fairer Wettbewerb um die besten Lösungen, jenseits von ideologischen Grabenkämpfen. In jedem Fall sollte eine solche Abgabe zweckgebunden sein, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Daher müssen recycelte Materialien ausgenommen werden.
Wie bereits erwähnt, ich plädiere dafür, dass nicht nur ein Material besteuert und schlechter gestellt wird. Es sollte einen fairen Wettbewerb der besten Lösungen geben und Verbesserungen in allen Bereichen das angestrebte Ziel sein.
Hier gibt es zwei Aspekte: Auf der einen Seite profitieren wir von den unterschiedlichen Marktgegebenheiten und Rahmenbedingungen. Trends zeichnen sich nicht überall im gleichen Tempo ab. Durch den internen Austausch können unsere Regionen voneinander lernen und sich auf Entwicklungen vorbereiten. Die Corona-Pandemie ist ein gutes Beispiel: Wir haben sehr viel von unseren Kollegen in China gelernt und frühzeitig die richtigen Maßnahmen veranlasst. Wir konnten so unseren Kunden die nötige Liefersicherheit bieten. Auf der anderen Seite müssen wir trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen in den jeweiligen Ländern internationale Standards gewährleisten. Mit diesen Standards haben wir in manchen Regionen eine Vorbildwirkung, zum Beispiel in arbeitsrechtlichen oder sozialen Fragen. Hier können wir gemeinsam mit unseren 21.000 MitarbeiterInnen und für sie viel bewirken.
Maßgeschneiderte Verpackungslösungen, die wir möglichst nah an unseren Kunden herstellen. Ein konkretes Erfolgsmodell sind unsere Inhouse-Werke. Die Produktion für unsere Kunden unter einem gemeinsamen Dach fördert Innovationen und hat nicht zuletzt positive Auswirkungen auf die Umwelt. Im Jahr 2019 haben unsere 71 Inhouse-Werke weltweit 43.000 Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht 13.000 Flügen von Wien nach Rio de Janeiro. In puncto Kreislaufwirtschaft erachte ich unsere langjährige Expertise im Recycling von gebrauchen Kunststoffverpackungen als Erfolgsfaktor. Durch die enge Zusammenarbeit von unseren Designern und Entwicklern mit Recycling-Experten bringen wir zukunftsweisende Lösungen auf den Weg und fördern den Kreislauf von Flasche zu Flasche sehr aktiv.